In diesen vier Wänden spielt sich ein Großteil unseres Vereinslebens ab. In der Dörpmühle werden Theaterstücke geprobt, Kulissen gebaut, Discos veranstaltet, Sitzungen gehalten, Gruppentreffen finden statt und natürlich auch Veranstaltungen wie der Spieleabend.
Lesen Sie hier nun die interessante Geschichte der Dörpmühle!
Auch in der Hilsmulde drehten sich die Mühlenräder
Ein Rückblick auf die Geschichte der Delligser Mühlen von Heimatfreund Friedel Heise
Das Wasser der aus dem Hils kommenden Bäche Wispe und Glasebach trieb schon frühzeitig vier Mahl- und eine Ölmühle an. Im 17. Jahrhundert folgte dann eine Papiermühle oberhalb von Delligsen an einem Wasserfall der Wispe. Als sich im 18. Jahrhundert einige Gewerbebetriebe an der Hilsmulde ansiedelten, entstanden weitere Mühlenantriebe bei den Glaspolierern der Glashütte in Grünenplan und am Hammerwerk der Eisenhütte in Delligsen. Die Kraft des in den Bächen fließenden Wassers war die Energie, die über Mühlenräder alle mechanischen Antriebe bewegte.
Der Energieverbrauch von Glas- und Eisenhütte steigerte sich im 19. Jahrhundert so stark, dass die Kraft der Wasserräder nicht mehr ausreichte und diese durch Dampfmaschinen und Turbinen ersetzt wurden. Nur bei den Mahlmühlen drehten sich noch die alten Mühlenräder. Die ersten dieser Art gab es nach römischem Vorbild schon im 4. Jahrhundert im Rhein- und Moselgebiet. Um 1152 erließ der deutsche Kaiser ein Mühlenregal, durch das die Landesherren, als Grundherren, das Recht zur Genehmigung für den Bau von Mühlen erhielten. Natürlich bekamen auch diese das Recht, einen Mahlzwang einzuführen, der die Bauern verpflichtete, immer von einer bestimmten Mühle ihr Korn mahlen zu lassen.
In Delligsen standen von alters her zwei Mahlmühlen, deren ursprüngliche Lage nicht mehr bestimmt werden kann. Das Erbregister von 1567 gibt erstmals Nachricht von diesen Mühlen. Es ist dort unter der Bezeichnung Freigut festgehalten: „Werneken Molen hadt einen Kodthoff undt eine Mole ist sein Freugudt. Die Mole hadt ein Grundwerk.“
Diese Mühle lag Talabwärts am Dorfeingang und wurde daher „Untermühle“ genannt. Die andere Mühle lag am Dorfausgang und trug den Namen „Obermühle“. Über diese berichtet das Erbregister: „Hans Kochen hatt eine Köterei, ist sein und seiner Miterben Freigudt und gebrauchet es selbst und hatt eine Mole, hatt ein Grundtwerk, ist auch frey Hegergut.“
Eine weitere Nachricht bringt die Beschreibung des Dorfes Delligsen von 1760. Es heißt dort: „In dem Dorfe sind zwei Mahlmühlen vorhanden. Die obere Mühle, wobey zugleich eine Ölmühle befindlich, hat nur einen Mahlgang, gehört den Kortmann Johann Fricken eigenthümlich und entrichtet davon nichts als den Schatz mit 2 Reichstaler 12 gute Groschen. […] Die untere Mühle so dem Kortmann Conrad Vespermann erb- und eigenthümlich gehört, hat ebenfalls nur einen Gang, gibt für den Wasserfall jährlich Schatz von 2 Reichstaler. Diese beyden Mühlen sind dessen hinlänglich, denen hiesigen Einwohnern das benötigte Korn zu vermahlen.“
Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Mahlzwang abgeschafft. Danach konnten die Bauern zum Mahlen ihres Korns den Müller ihres Vertrauens wählen und brauchten nun nicht mehr die ihnen zugeordnete Mühle aufsuchen. Der Mahlzwang hatte die Menschen misstrauisch gemacht und sie hielten die Müllerei lange Jahre für unehrlich. Und weil es dem Müller oftmals wirtschaftlich gut ging, so dass er als Geldverleiher des Dorfes galt, kam auch Neid hinzu.
Für manche Mühlen begann danach im 19. Jahrhundert der wirtschaftliche Niedergang, der sich auch bei den Mühlen in Delligsen bemerkbar machte. Der Müller der Untermühle hatte Wechselschulden bei dem Lotterie-Haupt-Kontrolleur Bernhard Kamm in Seesen. Dieser verkaufte daraufhin die Untere Mühle mit dem dazugehörigen Kleinkothof 1874 an den Müller Ernst Lorberg aus Edesheim für 9.500 Reichtaler.
Im Jahre 1901 übernahm dessen Sohn Albert den Mühlenbetrieb. Die Lorbergs waren wohl erfolgreich tätig, doch genügte die Mühle nicht den modernen Anforderungen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. So entschied man sich 1930 ein neues Mühlengebäude mit den dazugehörigen modernen Mahl- und Schrotmühlen zu errichten. Diese besaß kein Mühlenrad mehr, denn die erforderliche Energie erzeugte eine von der Wispe angetriebene Turbine. Leider war die Betriebszeit der Mühle nur von kurzer Dauer. Schon in der Zeit des Mühlensterbens von 1955 bis 1965 ereilte auch sie das Schicksal der Stilllegung.
Bis 1972 wurde noch geschrotet und Viehfutter verkauft, allerdings kein Mehl mehr gemahlen. Die Betriebsanlagen wurden danach demontiert und das Mühlengebäude zeitweise von verschiedenen Pächtern genutzt. Als es um 1999 wieder leer stand, entschloss sich der Delligser Heimatverein, die Mühle auf 25 Jahre zu pachten. Sie erhielt den Namen „Dörpmühle“. In ihrem Erdgeschoss richtete der Heimatverein einen Übungsraum und eine Werkstatt ein. Die beiden oberen Stockwerke werden als Magazine genutzt.
Die bekannten Mühlenbesitzer der Untermühle:
1567 | Werner Molen |
1590 | Heinrich Möhlen |
1663 | Hans Vespermann |
1683 | Matthias Vespermann |
1721 | Jobst Vespermann |
1752 | Conrad Vespermann |
1780 | Christian Vespermann |
1787 | Carl Brodmann (durch Einheirat) |
1826 | Wilhelm Brodmann |
1858 | Wilhelm Brodmann |
1874 | Ernst Lorberg |
1901 | Albert Lorberg |
1928 | Ernst Lorberg |
1969 | Albert Lorberg |
1994 | Stephan Lorberg |
Auch die Obermühle konnte den wirtschaftlichen Schwierigkeiten des ausgehenden 19. Jahrhunderts nicht entgehen. Zwar versuchte der Müller Wilhelm Küster dem Niedergang entgegen zu wirken durch die Anlage eines Sägegatters sowie eines kleinen Elektrizitätswerks, doch da nicht genügend Eigenkapital vorhanden war, musste er erhebliche Geldmengen anleihen. So war er gezwungen, in den Jahren 1894 und 1901 seine Ländereien zu veräußern. Doch bald danach musste er auch die Mühle verkaufen. Neuer Mühlenbesitzer wurde Ernst Lorberg, ein Bruder des damaligen Untermüllers Albert Lorberg.